Petra Paffenholz

Petra Paffenholz 1

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"Wachsen Steine odererodieren sie nur?", fragt Petra Paffenholz auf einem Blatt Papier und zeichnet dazu eine Kette sich verjüngernder Steinformen.

Die Kölner Künstlerin, die  im April-Mai 2012 im Haus weilte, schuf daselbst ein wunderbares bildnerisch-künstlerisches Tagebuch mit 93 Seiten.

Fragen, Zitate, Zeichnungen - Alltägliches, Philosophisches, Erlebtes, Beobachtetes fliesst von Tag zu Tag. Und am Ende des Aufenthaltes notiert sie: "Heute ist mir so, als wenn ich ein Stück von mir, ein Stück Heimat hier lasse" und nimmt die Wehmut dann gleich auseinander "Weh-Mut": "Ein seltsames Wort, Weh tut etwas, Mut - wieso braucht es Mut?"

Dazwischen wird auf den Seiten deutlich: Es geht bei ihrem Aufenthalt um Besinnung auf den eigenen Weg - persönlich und künstlerisch. Sie setzt sich mit der Linie, die so zentral ist für das für sie wichtige Medium der Zeichnung auseinander: Die Linie kann auch Fuge sein, Trennung zwischen Schwarzraum und Weissraum, zwischen Licht und Schatten. Und dann kommen immer wieder die Eidechsen - es hat so viele rund ums Haus, dass sie sich automatisch ins Leben der Gäste "einmischen". Ebenso wie die Klänge des nahen Glockenturms; bei PP werden sie Kalligraphie.

Petra Paffenholz erkundet die Region - sie ist unterwegs nach Figino, nach Morcote, nach Carona und natürlich nach Lugano, wo gerade eine Morandi-Ausstellung stattfindet und so zum Teil des Aufenthaltes wird. Seine Konzentration, die Wiederholung der Formen in Nuancen, die Stille, das fasziniert. Die Künstlerin gesellt ihm Chillida bei. Malerei und Skulptur, beide verdichtet. Sie selbst arbeitet seit langen Jahren zwei- und dreidimensional und nutzt im Plastischen verschiedene Materialien, auch Textilien und Keramik. Sei es für Skulpturen im engeren Sinn, sei es für temporäre Installationen; kurz vor der Abreise in den Tessin hatte sie "grünes Licht" für eine vielteilige Kuben-Raum-Skulptur im öffentlichen Raum erhalten.

Nicht nur die Linie untersucht sie dementsprechend, sondern auch Volumen - Steine - und ebenso ihre Auflösung in Punkte - Franz Gertsch mischt sich in ihre Überlegungen ein, sie schreibt vom "Punkte-Wahn" und punktet selbst mit Lust und Freude. Punkte sind auch Samen - Blumensamen. Bei ihrer Abreise hinterlässt sie einen Briefumschlag mit der Bitte, man möge ihr doch ein Briefchen mit Akelei-Samen schicken, wenn sie ausgereift seien - natürlich machten wir das und wer weiss, vielleicht wachsen nächstes Jahr Sciaredo-Akalei in Köln.

Wir danken Petra Paffenholz ausdrücklich, dass wir diesem Eintrag das Sciaredo-Tagebuch in PdF-Form anhängen dürfen.

Nachtrag Februar 2013: In der Folge ihres Aufenthaltes "bei Georgette Klein" bewarb sich die Kölner Künstlerin um einen Atelier-Aufenthalt in der Villa Sträuli in Winterthur. In ihrem Gesuch hielt sie fest, dass sie in Stadt der Jugendzeit von Georgette Klein tätig sein möchte, da, wo GEO insbesondere als Textilkünstlerin in Erscheinung getreten sei. Diesem Ansinnen wurde stattgegeben und so weilte PP anfangs 2013 während 6 Wochen in Winterthur. Die gut besuchte Veranstaltung "Meet the artist" in der Villa Sträuli war ganz diesem Wechselspiel GEO - PP gewidmet. Stiftungsrätin Annelise Zwez und PP unterhielten sich über die Magie von Sciaredo, das Schicksal intelligenter Frauen der Generation GEO, Vor- und Nachteile von "Elfenbeintürmen", die Winterthurer Spuren und mehr. Die Kunstkritikerin Luzia Cavegn hatte im Vorfeld im "Landboten" breit darüber berichtet. Hier das PdF ihres Artikels: